
Wer sich mit Gesang beschäftigt, stößt früher oder später auf zwei Begriffe, die fast schon magisch klingen: Squillo und Twang. Viele fragen sich: Ist das nicht eigentlich das Gleiche – nur in Klassik und Pop anders benannt? Aber ganz so einfach ist es nicht. In einem Punkt allerdings, stimmen sie überein: sie sind eine Geheimwaffe, um die Stimme durchdringend und tragfähig zu machen. Nicht durch Lautstärke, sondern durch Obertöne. - In diesem Artikel schauen wir uns an, was hinter den beiden steckt und wie sie unsere Stimme zum Strahlen bringen.
Was ist Squillo?
Squillo ist ein Begriff aus der klassischen Gesangswelt. Er beschreibt den Glanz in der Stimme, dieses silbrige Strahlen, das wir bei Opernsängerinnen und -sängern hören. Dank Squillo kann sich eine Stimme mühelos über ein ganzes Orchester hinwegsetzen, ohne dass sie lauter singen müssen. Man hört Squillo oft als eine Mischung aus Klarheit, Helligkeit und Tragfähigkeit. Wenn eine Sopranistin über 60 Geigen hinweg „fliegt“, dann ist das Squillo.
Und was ist Twang?
Twang kommt eher aus dem Bereich Musical, Pop und Rock. Auch hier geht es darum, dass die Stimme sich besser durchsetzt – aber der Klang ist ein anderer. Twang klingt oft frech, nasal oder schneidend, manchmal auch wie ein kleiner „Quäk“-Anteil in der Stimme.
Ein gutes Alltagsbeispiel: Wenn wir „Hexenstimme“ spielen oder im Spaß „näääh“ rufen, nutzen wir Twang. Country-Sängerinnen und -Sänger verwenden ihn ständig – daher spricht man auch vom „Nashville-Twang“.
Die Gemeinsamkeit
Beide Phänomene entstehen an einer ähnlichen Stelle im Vokaltrakt, nämlich durch eine kleine Verengung oberhalb der Stimmlippen. Diese sorgt dafür, dass bestimmte Obertöne verstärkt werden, und genau diese Obertöne lassen uns durchdringend oder glänzend klingen.
Der Unterschied
Squillo ist der elegante, edle Glanz der klassischen Stimme.
Twang ist der moderne, oft frechere oder auch aggressivere Sound, der in Pop, Rock oder Musical wichtig ist.
Man könnte sagen: Squillo ist eine spezielle, „feine“ Variante von Twang.
Warum ist das spannend für dich?
Egal ob du Klassik, Musical oder Pop singst – zu wissen, wie Squillo und Twang funktionieren, kann dir helfen:
Du kannst kräftiger klingen, ohne dich zu überanstrengen.
Deine Stimme trägt besser im Raum, auch ohne Mikrofon.
Du hast mehr Klangfarben zur Verfügung, mit denen du spielen kannst.
Wie erreicht man Squillo oder Twang?
Squillo ist in der Alltagssprache kaum vorhanden. Wenn du im klassischen Training bist, dann gibt es natürlich Übungen, die darauf abzielen Squillo zu unterstützen. Aber im Grunde genommen entsteht Squillo bei guter, klassischer Technik "von allein", wenn die Stimm frei schwingt, gut fokussiert ist und du Töne richtig platzierst. Squillo ist eigentlich im klassischen Gesang eine Beigabe. Wir üben keine Effekte wie im Pop.
Twang dagegen ist ein Effekt, den wir einüben. Im Alltag nutzen wir Twang oft ganz automatisch. Zum Beispiel, wenn wir laut "Näää" rufen, eine "Hexenstimme" nachmachen oder uns beschweren, "Maaaan!"
Viele merken gar nicht, dass sie dabei schon Twang einsetzen. Pop-Gesang ist dem Sprechen ähnlich und wir können diese Sprechanteile gezielt nutzen und dosieren lernen, damit es nicht nach Quäkerei klingt. Wir wollen im Pop den Twang als Mittel nutzen, um die Stimme tragfähig zu machen. Schließlich aber soll es sich immer noch angenehm anhören und nicht nervig.
👉 Fazit:
- Twang ist natürlicher und vielen schon unbewusst vertraut.
- Squillo ist ein kultiviertes Ideal der klassischen Technik, dass man gezielt aufbauen muss.
- Beide Effekte werden durch Übung bewusster, kontrollierter und musikalisch einsetzbar.
Squillo und Twang sind keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille. Das eine ist die klassische Strahlkraft, das andere der poppige Schneid.
Wer beide kennt, hat mehr Kontrolle über seinen Klang – und macht erreicht sein Publikum eindeutig besser.