Stille-Kompetenz

Das Wasser des Lebens aus der Tiefe schöpfen

Wir leben in einer Welt, die uns permanent beschallt. Nachrichten, Social Media, Musik, Gespräche – es gibt kaum noch Momente, in denen wir wirklich in Kontakt mit der Stille sind. Oft greifen wir deshalb zu kleinen „Mikroinseln“ der Ruhe: ein paar Minuten Yoga oder Meditation am Morgen, ein kurzer Spaziergang in der Mittagspause, das Handy für eine Stunde ausschalten. Das ist wertvoll und wohltuend, keine Frage. Doch oft reicht es nicht, um die gewünschte Tiefe und innere Klarheit zu erreichen. Und manchmal verschleiern diese kleinen Stille-Häppchen sogar tiefere, dringliche Bedürfnisse und Mangelzustände.

 

Makroinseln der Stille – zur Quelle vordringen

Wahre Verwandlung geschieht dort, wo wir uns Makroinseln der Stille schenken. Stunden, nicht Minuten. Räume, in denen kein Gespräch uns fordert, kein Bildschirm uns fesselt, keine Melodie, uns lenkt.  Räume, in denen wir uns selbst begegnen können. - Allein. Ohne Anleitung von außen.

 

Das kann ein zweistündiger Waldspaziergang sein, eine längere Meditation oder ein ganzer Nachmittag, den wir bewusst offline und schweigend verbringen. Diese größeren Inseln der Stille ermöglichen es, nicht nur kurzfristig runterzufahren. Sie versorgen uns nicht notfallmäßig, mit Energie, die wir dringend für die nächste "große Sache" brauchen. Energie, die wir eigentlich sonst nicht hätten, da wir schon lange im Defizit leben und energetisch von der Hand in den Mund leben.

 

Diese Makroinseln helfen uns wirklich in die Tiefe zu sinken – dorthin, wo sich unser innerstes Sein befindet. Unsere Quelle.

Warum Stille-Kompetenz so wichtig ist

Stille ist keine Leere. Sie ist ein Reichtum, der nur sichtbar wird, wenn wir lernen, in ihr zu verweilen. Diese Kompetenz der Stille ist ein Muskel, der trainiert werden will: die Fähigkeit, dem Schweigen zu vertrauen, statt es sofort zu füllen.

 

 

Hier liegt der Ursprung jeder echten Kunst, jeder kreativen Schöpfung: besonders des Singens. Denn wer aus der Stille kommt, singt nicht nur Töne. Er singt aus einer Quelle, die tiefer reicht als jede Technik. Aus der Essenz. Aus dem Sein.

 

Was es braucht? Einen Freiraum (zeitlich, örtlich) und die Absicht still zu werden. Alles andere kommt von allein.

 

Wer gelernt hat, in der Stille zu sein, ohne sofort wieder Ablenkung zu suchen, kann die Früchte dieser Erfahrung ernten:

innere Klarheit,

Kreativität,

Erdung,

Authentizität

und ggf. spirituelle Anbindung.

 

Mein Weg und meine Arbeit

Seit über 30 Jahren gehe ich selbst diesen Weg der Stille. Meditation, spirituelle Prozesse, die Schulung des Körpers und des Bewusstseins haben mich gelehrt, wie fruchtbar das Schweigen ist. Diese Erfahrung fließt in meinen Gesangsunterricht ein. Nicht als Konzept, sondern als stille Basis auf der meine fachliche Kompetenz erst aufbaut.

 

Singen ist für mich weit mehr als das Erlernen von Technik. Es ist selbst eine Schulung des Bewusstseins, im Lauschen, im Verkörpern.

 

Ich führe meine Schülerinnen und Schüler immer wieder in diese Räume der Stille hinein. Dort erfahren sie den Unterschied: wie es sich anfühlt, Klänge aus einer oberflächlichen Technik zu erzeugen, oder wie es klingt, wenn die Stimme aus der Quelle, aus dem innersten Wesen geboren wird.

Und genau dieser Unterschied ist es, der Gesang lebendig, wahrhaftig und berührend macht – vollkommen unabhängig davon, was wir singen.

 

Und außerdem: unser eigenes Singen darf uns gut tun und uns wie eine wohltuende Klangdusche erfrischen und erneuern!

Einladung

Darum: schaffe dir Inseln. Nicht nur die kleinen, schnellen, sondern die Großen, tragenden. Räume, in denen du dich aus dem Strom des "immer mehr", "immer schneller" zurückziehst, um mit der Quelle Kontakt aufzunehmen und ihr zu lauschen.

 

Dort findest du deine eigene Stimme – nicht nur im übertragenen, sondern auch im wörtlichen Sinn. Denn die Stimme, die aus der Stille geboren wird, trägt Wahrheit in sich. Und Wahrheit klingt.

Solltest du dafür Anleitung suchen, bin ich gern für dich da!

Über die Autorin:

Tatjana ist Herzens-Sängerin und Gesangspädagogin durch und durch. Mit einer großen Liebe zu Klassik, Jazz, Blues und Improvisation. Neben der musikalischen Arbeit fließt ihre langjährige Praxis in Meditation, Körperarbeit und Bewusstseinserforschung in den Unterricht ein. Nicht als "heiliges Konzept", sondern als praktische Basis, die hilft, Stimme, Atem und Ausdruck miteinander zu verbinden und freier werden zu lassen.